Mehr als diese Welt
Liebe Leserinnen und Leser,
gerade haben wir uns gefragt: Wie feiern wir
Weihnachten? Schon steht die nächste Frage
vor der Tür: Wie feiern wir Ostern? Seit einem
Jahr stellen wir uns jetzt solche Fragen. Müssen
sie uns stellen. Und: Fast die ganze Welt
stellt sie. Das ist schon besonders, weil wir
normalerweise das Leben in Westasien nicht
mit dem in Deutschland vergleichen würden.
Aber jetzt wird deutlich: So unterschiedlich
es auf der Welt zugeht, am Ende sind unsere
Fragen, Freuden, Sorgen und Nöte ähnlich,
wenn sie sich auch anders ausdrücken.
Mitten in der Welt - dort leben wir. Das kann
unendlich schön sein – eine Langlaufrunde
bei Sonnenschein über schneebedeckte Felder
hat mich gerade wieder daran erinnert.
Und daneben stehen die vielen Todesanzeigen
in den Tageszeitungen der letzten Wochen,
aber auch einfach eine anstrengende
Zeit.
Mitten in der Welt. Christen merken dabei,
dass sie nicht in einer Blase leben, in der alles
gut ist. Sie sind umgeben vom Meer der
Herausforderungen. Sie sind erschöpft von
Schularbeiten, Spannungen in der Familie,
zusammengestauchten Tagen und Einsamkeit.
Sie brauchen Ermutigung, Trost und
Vergebung wie jeder andere Mensch.
Und gleichzeitig erinnert der Apostel Paulus
die Christen daran, dass in ihrem Leben
etwas anders geworden ist. Ihr Leben durch
das Evangelium, die gute Nachricht von Jesus
Christus, verändert worden ist. Was ist dabei
passiert?
Christen haben eine Hoffnung bekommen,
die der Himmel bereithält. In allen Herausforderungen
des alltäglichen Lebens ist ihr
Leben im Himmel und nicht in der Welt verankert.
Auch in unsicheren Jahren, wenn wir
nur auf Sicht fahren.
Bei Christen ist eine Schwerpunktverschiebung
passiert – hin zu Gott. Sie können nicht
leben, ohne ihr ganzes Leben von Gott her zu
sehen. Sie freuen sich an den schönen Dingen
des Lebens, indem sie dahinter Gottes Liebe
entdecken. Und in den Herausforderungen
gibt es den, der bleibt. Und hält. Und liebt.
Die Wahrheit über die Gnade Gottes hat das
Leben eines Christen erreicht – daran werden
wir erinnert. Weil wir das scheinbar wirklich
brauchen und schnell vergessen. Und weil
diese Worte Menschen lesen, die noch nicht
erlebt haben, dass Gott für sie ist, diese Ermutigung
nicht kennen. Und noch nicht gehört
haben, dass sie Gott brauchen. Die Fastenzeit
lenkt darauf wieder unseren Blick. Auf die
gute Nachricht von Jesus Christus, die sich
in der ganzen Welt verbreitet. Die Nachricht
von dem Gott, der sein Leben eingesetzt hat,
damit wir mehr haben als diese Welt.
Herzliche Grüße
Ihr/Euer Pfarrer Christian Heurich