Relation
Heute ist mal wieder Montag. Zu Beginn des
Wochenendes unendlich weit in der Zukunft
und dann doch so schnell da. Die Kinder sind
in die neue Schulwoche aufgebrochen, das
Haus ist fast unwirklich ruhig. Manchmal, gerade in solchen ruhigeren Zeitfenstern, trete
ich gedanklich einen Schritt zurück. Ich verlasse den tunnelartigen Dauerlauf des Alltags,
versuche die Welt „von außen“ zu betrachten.
Ich sehe wie perfekt funktionelle und zeitliche Abläufe aufeinander abgestimmt sind.
Zum Beispiel ermöglicht der Neigungswinkel
der Erdachse von ca. 23 °, im Zusammenspiel
mit dem Erde-Sonne-Abstand, Bedingungen
für vielfältiges Leben auf unserem Planeten:
gegenläufige Jahreszeiten auf Nord- und Süd-
halbkugel, Regen- und Trockenzeiten in der
Äquatorregion, produktive Zeiten und
Erholungsphasen. Jedes Ökosystem passt und
funktioniert an dem Platz, an dem es sich
befindet.
Betrachtet man die Krone eines Ahorns von
oben, sieht man unterschiedlich große Blät-
ter, die alle so an den Zweigen angeordnet
sind, dass eine maximale Blattfläche zur Son-
ne zeigt und damit ein Optimum an Photosyntheseleistung generiert wird.
Gottes Liebe zu „einfach nur“ schönen Details lässt mich staunen. Zur Anlockung von
bestäubenden Insekten müsste so manche
Blüte nicht derart virtuos geformt oder in
den schönsten Farben daherkommen. Bunte
Schmetterlinge und schillernde Käfer zeugen
von Seiner Kreativität, Seinem Sinn für Ästhetik und Seiner Liebe zur Schöpfung, die mich
mitunter sprachlos machen.
„HERR, welche Vielfalt hast du geschaffen! In
deiner Weisheit hast du sie alle gemacht. Die
Erde ist voll von deinen Geschöpfen.“
(Psalm 104, 24)
Die Erde dreht sich auch ohne mich. Wachsen, Blühen und Vergehen passieren ohne
mein Wirken. Auch die Jahreszeiten kommen
und gehen unabhängig von meinem Tun und
Lassen. Ich bin Teil einer großartigen Schöpfung, aber letztendlich nicht deren Dreh- und
Angelpunkt. Das bedeutet nicht, dass mein
Verhalten, mein Konsum, meine Einstellungen keine Bedeutung haben und ich nach
Lust und Laune agieren sollte, sondern ordnet mich in einen größeren Zusammenhang,
in dem ich nur ein winziger Teil bin. Meine
persönlichen Belange werden unwichtiger,
treten ein Stück in den Hintergrund. Scheinbar unaufschiebbare Dinge des Alltags verlieren etwas von ihrer Dringlichkeit und zurück
bleibt Gelassenheit, Dankbarkeit und Demut.
Bestenfalls nehme ich meinen Teil der Verantwortung zur Bewahrung dieser wunderbaren Ordnung wahr - nicht als weitere lästige Pflicht, sondern so selbstverständlich wie
atmen und essen.
Lasst uns ab und an innehalten, uns ein wenig zurücknehmen, entspannen und dankbar
staunen!
Annabell Boden